Frameworks für Webanwendungen

Topf und Deckel: Welches Framework passt zu wem?

Es ist nicht leicht, sich für eines der zahllosen Web Application Frameworks zu entscheiden. Drei Frameworks mit unterschiedlicher Lernkurve sind heute am beliebtesten – und Web Components versprechen ein neues Zeitalter der Webentwicklung.

12.03.2019Text: tnt-graphics0 Kommentare
Framework Topf Deckel

Buchstäblich Dutzende Frameworks für den Bau von Webanwendungen buhlen um die Gunst der Entwickler, und jede Saison kommen neue hinzu. Es ist fast wie in der Modewelt: Das eine Jahr ist ein Framework en vogue, im nächsten wird ein anderes in den Himmel gehypt. Genau das ist ein Problem: «Man läuft Gefahr, von einem Hype zum nächsten zu rennen, ohne die eigentlichen Probleme zu lösen», sagt Ken Blum, Senior Software Engineer bei bbv.

Kommt noch hinzu, dass von den meisten Frameworks immer wieder neue Versionen verfügbar werden, die teils völlig anders funktionieren als ihre Vorgänger. Dies trifft etwa auf Angular – in der aktuellen Version 7 – im Vergleich zum älteren AngularJS zu. Regelmässig gibt es auch experimentelle Erweiterungen wie etwa das Hook-API von React, die man natürlich am liebsten sofort ausprobieren möchte. Und mit Präsentationen, Podcasts und Videos zu den unterschiedlichsten Webentwicklungs-Details lässt sich der gesamte Arbeitstag füllen.

Die Zeit, sich bei allen Frameworks auf dem Laufenden zu halten, hat aber kaum ein Entwickler und schon gar kein Unternehmen. Es ist deshalb sinnvoller, etwas Distanz zur extrem rührigen Framework-Szene zu gewinnen, und lieber die Bedürfnisse der eigenen Projekte und das allenfalls schon vorhandene Know-how zu analysieren und sich dann für ein Framework zu entscheiden, mit dem man als Team lange und gut leben kann.

React, Angular oder Vue im Vergleich

Unter den JavaScript-basierten Frontend-Frameworks finden sich im Jahr 2019 drei an der Spitze der Beliebtheit: React, Angular und Vue.js. Ken Blum vergleicht die «drei Grossen» mit der Ausstattung einer Küche. React wäre dann ein Pfannenset ­– damit lassen sich viele schmackhafte Gerichte kochen, aber es braucht erstens viel Wissen, vielleicht auch ein Rezeptbuch, und zweitens viele zusätzliche Werkzeuge und Geräte, um ein gutes Fünfgang-Menü auf den Tisch zu zaubern. React bietet hohe Flexibilität. Es verlangt aber nach erfahrenen Entwicklern, die wissen, was es sonst noch braucht, wie die verschiedenen Tools und Libraries einzusetzen sind und wie sie zusammenhängen.

Angular ist in diesem Modell eine komplett ausgestattete Grossküche. Es ist alles vorhanden, um vom Amuse-Gueule bis zum Dessert das komplette Menü zusammenzustellen und zuzubereiten. «Mit Angular lassen sich Business-Anwendungen ziemlich schnell entwickeln – man kann mit vielen Entwicklern in die Küche gehen, und es entsteht etwas Gutes», meint Ken Blum. Selbstverständlich hat auch Angular eine Lernkurve, aber das Framework bietet mehr vordefinierte Elemente als React, die sich rasch zu nutzbaren Apps zusammenstellen lassen.

Vue, das jüngste Mitglied im Trio, könnte man im Küchenvergleich als Mikrowelle betrachten. Auch weniger erfahrene Entwickler kommen mit Kenntnissen in JavaScript und HTML rasch zu einem ansehnlichen Ergebnis. Vue kommt deshalb oft bei Start-ups mit enger Deadline zum Einsatz, die in hohem Tempo eine Anwendung zum Laufen bringen müssen.

Web Components sind im Kommen

Für Ken Blum ist klar: Am besten wäre es, möglichst viel Applikationslogik und User-Interface-Komponenten unabhängig von einem bestimmten Framework zu entwickeln. Solche Komponenten liessen sich dann mit verschiedenen Frameworks, von mehreren Entwicklerteams im Unternehmen und in unterschiedlichsten Apps immer wieder nutzen. Genau dies wird mit Web Components möglich.

Web Components und damit zusammenhängende Standards werden seit Jahren diskutiert, waren eine Zeit lang aber nicht wirklich eine Option, da die Browser-Unterstützung fehlte und das Erstellen von Web Components ohne passende Tools mit hohem Aufwand verbunden war. Nun erleben sie eine Renaissance. Moderne Browser sind für Web Components gerüstet, und Webstandards haben sich etabliert. Mit der Entwicklung von Web Components ist zwar nach wie vor ein gewisser Lernaufwand verbunden, der zur Lernkurve der einzelnen Frameworks hinzukommt. Die Wiederverwendbarkeit der einmal entwickelten Komponenten macht den Mehraufwand jedoch locker wett. Und es gibt Tools und Libraries wie Stencil und LitElement, welche die Entwicklung von Web Components massgeblich erleichtern.

«Web Components machen die Frameworks nicht überflüssig. Das Ziel ist jedoch, möglichst viele Teile einer App in Form von Web Components zu entwickeln – das ist der ideale Weg für grössere Applikationen und wenn Wiederverwendbarkeit wichtig ist», hält Ken Blum fest.

Der Experte

Ken Blum

Ken Blum war als Software Engineer bei bbv tätig – und brennt für digitale Produkte. Mit seinem Know-how als Product Owner, Scrum Master und Entwickler ist er in der Lage, Software-Projekte aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und umzusetzen. Ken Blum leitete zudem die Web Community von bbv.

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